Symphonisches Reqiuem
Franz Schmidts symphonisches Werk zählt zu den eindrucksvollsten Beiträgen des Orchesterrepertoires im ausgehenden 19. und beginnendem 20.Jahrhundert. Leider werden die vier Symphonien heutzutage noch immer viel zu selten aufgeführt. Dabei ist der kompoitorische Stil der zwischen 1899 und 1932 vollendeten Werke dem musikalischen Idiom von Brahms, Bruckner und zum Teil auch Mahler verpflichtet. Vielleicht ist es diesem Anachronismus zu schulden, dass diese durchaus ansprechenden Schöpfungen nach Schmidts Tod im Jahre 1939 von den Konzertprogrammen verschwanden.
Seit geraumer Zeit jedoch wird das symphonische Oeuvre Franz Schmidts für die CD wiederentdeckt. Der interessierte Hörer hat dabei die Gelegenheit gut gearbeitete, melodienreiche und mit allerlei polyphonen Finessen angereicherte Orchestermusik aus der musikalischen Umbruchszeit zwischen den beiden Weltkriegen kennen - und schätzen zu lernen.
Ich selbst hatte vor vielen Jahren meinen "Erstkontakt" mit Schmidts Musik durch eine Aufführung der 4.Symphonie in einem Konzert in meiner Heimatstadt. Das Gehörte hat mich schon damals so beeindruckt, dass ich mir umgehend die Partitur dieses eindrucksvollen Werkes gekauft habe. Diese Musik ist mir sofort ans Herz gewachsen. Seitdem bin ich Franz Schmidt - Liebhaber....
Fabio Luisi hat nun eine durchaus ernstzunehmende und tiefgründige Interpretation dieser Symphonie vorgelegt. Das MDR Sinfonieorchester folgt seinem Dirigat mit engagiertem und homogenem Orchesterklang. Auch die Solisten, allen voran Trompete und Solo-Violoncello erfüllen die ihnen gestellten Aufgaben bestens. Das Orchester spielt über die 52minütige Aufführungsdauer hellwach und dabei mit niemals nachlassender Intensität. Die Symphonie ist als einsätziger Monolith konzipiert und lässt dabei gleichwohl eine innere Gliederung erkennen, die sich am tradierten viersätzigen Symphoniemodell orientiert. Emotionaler Höhepunkt ist dabei das an zweiter Stelle stehende Adagio, dessen Cello-Kantilene und darauffolgender Trauermarsch wohl zum Ergreifendsten aus Franz Schmidts Feder gehört. Diese Musik ist wohl eine direkte Reaktion des Komponisten auf den Tod seiner einzigen Tochter im Jahr 1932. Man kann dieses Werk also durchaus als ein symphonisches Requiem begreifen und hörend erleben.
Auch wenn es zur Zeit mehrere Alternativeinspielungen dieses aussergewöhnlichen Werkes gibt, so u.a. mit Franz Welser-Möst, Neeme Järvi und Vassily Sinaisky, so bevorzuge ich dennoch die überaus einfühlsame Interpretation von Fabio Luisi. Meiner Meinung nach wird diese dem introvertierten Charakter dieses Werkes am ehesten gerecht.
Schliessen möchte ich mit einem Zitat von Fanz Schmidt, der selbst über seine 4.Symphonie sagt: "Ich weiss nicht, ob sie mein stärkstes Werk ist, aber das wahrste und innerlichste ist es auf jeden Fall!"