Freier Jazz, der fesselt
Das Julia Kadel Trio lässt aufhorchen. Das liegt weniger an der guten Aufnahmequalität, sondern an dem enormen künstlerischen Potential dieser drei jungen Musiker. Allen voran die Pianistin Julia Kadel, die einen Großteil der Stücke komponierte, versteht es die Hörerschaft zu fesseln. Sie schlägt die Tasten, fliegt über sie oder streichelt zart darüber. Ihr Spiel groovt, schwelgt dahin, ist explosiv, manchmal harmonisch und dann wieder atonal. Selbst vor den Saiten des Piano macht sie nicht halt, um ungewohnte Klänge aus ihrem Instrument zu holen. Ihr Spiel dominiert die Musik des Trios, um sich im nächsten Moment wieder zurückzunehmen und in den Dienst der Sache zu stellen. Letzteres gilt meist für den kongenialen Bassisten Karl-Erik Enkelmann, der als Komponist mit „Die Behauptung“ eines der emotional und spirituell stärksten Stücke abliefert. Gerade dieses Stück offenbart wiederum das große Können des sensationellen Schlagzeugers Steffen Roth. Er gibt den Klängen von Kadel und Enkelmann eine Spannung, dass es kribbelt. Alle drei Musiker verstehen sich blind und spielen sich die Bälle zu, dass es eine Freude ist. Wer versucht den Sound des Julia Kadel Trios in eine Schublade zu stecken wird sich schwer tun. Ja es ist Jazz, aber auch Anleihen aus Pop und Neo-Klassik sind zu vernehmen. Am besten beschrieben ist die Musik, wie es im Booklet dazu heißt, mit „freier Jazz“. Doch erst wer Gelegenheit hat, dass Julia Kadel Trio live zu erleben, wird die Freiheit erfahren, die das Trio für seine Musik beansprucht. Und er wird in den Genuss von Stücken kommen, die so nie wieder zu hören sein werden, weil sie für die Konzertbesucher aus dem Moment heraus frei entwickelt wurden. Von dem Julia Kadel Trio wird man hoffentlich noch viel hören.