Auf Vinyl eine einzige Katastrophe
Im Angebot habe ich mir diese Box zugelegt, da ich mich selbst mit Fug-und-Recht als ELOY-Fan seit Jahrzehnten bezeichnen kann. Ich besitze selbstverständlich von allen drei Scheiben auch die alten Vinyl-Ausgaben. Daher habe ich mir die Mühe gemacht, als Bespiel die "OCEAN" zu Vergleichen. Ich besitze die Pressung von EMI/HARVEST 34 427 5 aus 1977 und jetzt die remasterte Vinyl-Scheibe und die ebenfalls enthaltene CD. Meine alte Vinyl habe ich mindestens schon 100 x abgespielt. Sie lief auf Feten, man kann also sagen, dass sie schon so einiges mitgemacht hat, während die neue Vinyl zum Vergleich ja noch jungfräulich war. Ich habe beide Scheiben digitalisiert damit ich sie gleichzeitig durch umschalten in meinem Audio-Programm (Audacity) mittels Kopfhörer vergleichen kann. Zum digitalisieren hielt ein UHER PS-936 Tangential-Plattenspieler mit Audio-Technica ATN -51e her, Vorstufe vom PIONEER A-70, gewandelt wurde mittels DAT-Rekorder SONY DTC-77ES und dann digital über ein Interface auf den Rechner gezogen. Man sieht, die Ausstattung hat qualitativ noch sehr viel Spielraum nach oben.
Und trotzdem kann die CD hier nur ganz ganz knapp das Rennen für sich entscheiden, gefolgt von der alten Vinyl, welche eher anders, als wirklich irgendwie schlechter klingt. Die remasterte CD-Version, welche von EROC (Ex. Grobschnitt) bearbeitet wurde, hat an Bass-Fundament zugelegt und klingt etwas weniger nervös. Dafür fehlt ihr in den Mitten und oben deutlich an Transparenz. Es fehlt der Raum, den die alte Scheibe noch hatte. Vergessen wir auch nicht, dass die alte Scheibe schon ein paar Umdrehungen auf dem Buckel hat. Wenn die noch weniger gelaufen hätte und ein besseres Equipment beim Digitalisieren verwendet worden wäre, würde das Ergebnis sicher anders aussehen...
Grottenschlecht klingt dagegen das neue Vinyl. Es fehlt an Allem. Bass ist vorhanden, noch mehr als auf der CD. Lieder zu viel gegenüber dem Rest. Und das Schlimmste: Das neue Vinyl liefert nur einen halb so grossen Pegel am Ausgang, im Vergleich zur alten Vinyl. Hier verschenkt man Dynamik. Warum? Ich kann es nicht verstehen. Es ist doch genug Platz auf der Scheibe vorhanden, um einen hohen Pegel (also hohe Auslenkung der Nadel) zu produzieren, das zeigt uns ja die alte Scheibe.
Fazit: EROC hat an-und-für-sich einen ganz guten Job gemacht. Geschludert wurde, wie so oft, bei der Vorbereitung für's Pressen.
Macht nur so weiter, dann werden auch die letzten Vinyl-Fans das Handtuch werfen.
Dennoch: für knapp 40,00 Euro ist das ganze gerade noch okay. Für die knapp 90,00 Euro aber ein schlechter Witz!