Vielleicht einfach mal die Tabletten weglassen?
Es gibt Momente, da versteht man als langjähriger Musikliebhaber die musikalische Fachpresse nicht. Vom "Debut des Jahres" ist da die Rede, wenn es um "Amphetamine Ballads" geht, und wenn man den Experten noch den krampfhaften Versuch durchgehen lässt, Musik in eine Schublade pressen zu müssen, so fragt man sich spätestens bei der inflationären Verwendung von Superlativen, ob die Schreiber denn bisweilen wirklich das Album gehört haben, von dem hier die Rede ist.
Auch wenn Bewertungen subjektiv sind, ein paar Referenzen aus dem Genre zum Vergleich sollten doch vorhanden sein, um die möglicherweise ehrliche, aber subjektive Begeisterung zu objektivieren und relativieren. Schließlich geht es dabei letztlich auch um eine Kaufempfehlung oder nicht.
Denn die Amazing Snakeheads wandeln auf Pfaden, die andere vor ihnen längst ausdefiniert haben. Diese Art des schrammeligen, psychedelischen Garage Sounds gab es jedenfalls schon lange, bevor "Punk" eine Genrebezeichnung war und auch der eher hilflose, da nichtssagende Verweis auf Blues und Rock 'n Roll erübrigt sich.
Das ist auch nicht das eigentliche Problem. Das Problem liegt vielmehr in der erschreckenden Beschränktheit des musikalischen Vokabulars. Mag sein, dass der Wunsch da war, ein musikalisches Statement zu machen, vielleicht war sogar die eine oder andere brauchbare Idee vorhanden - herausgekommen sind jedoch leider nur Songs, die so gut wie kein Fleisch auf den Knochen haben. Gitarrenlicks, die sich wie wie Fingerübungen über die pentatonische Tonleiter anhören, dazu ein Bass der nicht groovt und ein Schlagzeug, dessen Beitrag gerade mal nicht stört. So gniedelt das Trio vor sich hin und am Ende fragt man sich, was man eigentlich gehört hat, weil nichts im Ohr hängen geblieben ist. Vom Gesang noch ganz zu schweigen!
Denkt man sich gar die Geschmacksverstärker in Form von Gastmusikerbeiträgen (mal ein Saxophon Solo hier, mal eine weibliche Backgroundstimme da) auch noch weg, wird einem das Ausmaß der Substanzlosigkeit erst richtig bewusst.
Apropos Substanzen. Mögen die Snakeheads mit dem Albumtitel oder ihrem dazu passenden, doch wahrscheinlich leider ebenfalls nur behaupteten Image marketingtechnisch verständlich kokettieren - für das nächste Album würde ich empfehlen, die Tabletten und die übrigen Hilfsmittel vielleicht einfach mal wegzulassen und sich stattdessen auf die Musik zu konzentrieren. Das hat schließlich schon bei den Rolling Stones immer wieder Mal ganz gut geklappt und uns feine Alben beschert. Im allerschlimmsten Fall könnte dabei für die Snakeheads die Einsicht entstehen, das Songschreiben lieber denen zu überlassen, die auch wirklich etwas zu sagen haben.