Freunde sind wie Ketchup – eine wunderbare Fortsetzung eines tollen Romans für Jung und Alt
„Schon erstaunlich, wie viel Platz einer einnehmen kann, der fehlt.“
Unsere Meinung:
„Freunde halten das Universum zusammen“ ist der zweite Band von Vanessa Walders neuer Buchreihe rund um die toughe Enni Alser. Inzwischen ist Enni so richtig im merkwürdigen Internat „Saaks“ angekommen, das einsam und fast unerreichbar auf einer Bergspitze thront. Doch die rätselhaften Vorfälle häufen sich, als erst der frisierte Aufsitzmäher „Mo“ verschwindet und dann auch noch jemand das Zimmer der kleinen, blinden Lilith verwüstet. Darüber hinaus ist es doch sehr komisch, dass alle Angestellten im Internat in ihrem Berufsleben zuvor „voll die Bosse“ gewesen sind („Saaks ist das Bermudadreieck für Leute, die eigentlich ganz wo anders große Karrieren gehabt haben.“). Irgendetwas stimmt hier anscheinend ganz und gar nicht…
Wir – meine Jungs (8 & 11) und ich (ü40) – waren schon von dem ersten Roman der Reihe (den man zuvor gelesen haben sollte) wirklich begeistert. Mit Band 2 legt Vanessa Walter sogar noch eine Schippe `drauf – Respekt! Sie hat einfach ein unglaubliches Talent für besondere Charaktere und ein echtes Gespür für tolle Stories, die zu begeistern und zu fesseln wissen, auch ohne große „Knalleffekte“. So ist die Geschichte von Enni und ihren Freunden eine Geschichte, die das Leben genau so hätte schreiben können. Die Rätsel und Geheimnisse, um die es hier geht, erscheinen erstmal recht profan und unspektakulär – und dennoch entwickelt diese Geschichte ihren ganz eigenen Sog und man möchte unbedingt wissen, was hinter den ganzen Geheimnissen steckt. Mich selbst erinnert das „Lesefeeling“, das Vanessa Walder ihren Leser*innen hier beschert, an das wohlige Gefühl, dass ich selbst als Kind beim Leser von „Fünf Freunde“ oder der wunderbaren „Abenteuer“-Serie von Enid Blyton hatte. Danke dafür, Vanessa!
Wie schon erwähnt, sind auch die Charaktere der Autorin etwas ganz Besonderes. Allen voran natürlich die liebenswerte Enni, die schon so viel Schlimmes durchmachen musste und daran unglaublich gewachsen ist. Mit ihrer Impulsivität („Ich bin die, die Züge macht ohne zu wissen, welches Spiel sie spielt“) steht sie sich immer wieder selbst im Wege, aber auch das macht sie so unglaublich liebenswert. Neben ihr gibt es in Saaks noch viele weitere tolle Charaktere, sei es der an den Rollstuhl gefesselte Dante, zu dem dennoch alle aufsehen, der quirlige kleine Lucky oder auch der „stille Riese“ Karan. Unterschiedlicher können Charaktere kaum sein, und doch raufen sie sich zusammen und sind ein Musterbeispiel dafür, wie wichtig Freunde sind. Sehr gut gefallen hat uns dabei auch, dass auch die „unsympathischeren“ Charaktere aus dem ersten Band hier nun eine ganz neue Seite von sich zeigen. Ein wunderbares Bildnis dafür, wie sehr ein erster Eindruck oft täuschen kann. Und dass die wahren „Helden des Alltags“ oft ganz anders aussehen, als in Film & Fernsehen, zeigt sie uns auch gleich!
Erneut ist es Vanessa Walder gelungen, die Balance zwischen einem unterhaltsamen Kinder- & Jugendbuch und ernsten, tiefgehenden Themen zu halten. Ganz nebenbei gibt es sogar noch eine spannende „Geschichtsstunde“! So beschert die Autorin ihrer Protagonistin – und uns Leser*innen – gleich mehrere echte „Vulkanmomente“. Wer wissen möchte, was das ist, sollte dieses Buch lesen… ;-)
Wir freuen uns also schon jetzt auf Band drei, den Vanessa Walder ja so gut wie versprochen hat: „Die Gleichung muss immer aufgehen – und der Schluss fehlt noch“!
Zur Hörbuchproduktion:
Das liebevoll produzierte Hörbuch kommt im Digipack mit drei Audio-CD´s. Die Lesung hat eine Gesamtlaufzeit von rd. 3,5 Stunden und ist gekürzt, aber wir hatten nicht das Gefühl, dass uns etwas „fehlen“ würde, wie es bei manchen gekürzten Lesungen leider doch der Fall ist. Gelesen wird das Hörbuch von Maximiliane Häcke, die auch dem KIKAninchen und Prinzessin Lillifee ihre Stimme verleiht. Hier beweist sie aber, dass sie auch für die toughe Enni die perfekte Besetzung ist. Es macht unglaublich Spaß, ihr zuzuhören! Ein wenig gewöhnungsbedürftig war zu Beginn nur das Rauschen, mit dem die Kraftausdrücke Ennis überblendet wurden (auch im Buch sind diese „geschwärzt), da es sich erst immer wieder wie eine kurze Übertragungsstörung angehört hat. Aber im Lauf der Geschichte haben wir uns daran gewöhnt.
FAZIT:
Eine bärenstarke Fortsetzung einer rundum überzeugenden Geschichte. Alles andere als unausstehlich – bitte lesen (oder hören)!