Das Leben, Probleme und ein Familiengeheimnis
"Mit einer Lüge zu leben ist für eine Wahrheitsfanatikerin wie mich ungefähr genauso wie für eine Vegetarierin bei McDonald's zu essen." (Buchauszug)
Mit sechzehn Jahren fängt das Leben erst so richtig an, man hat viel zu entdecken, vieles ist möglich und das Leben liegt noch vor einem. Doch Paoletta Di Giorgio (Paola) ist weniger begeistert von ihrem Leben, sie findet sich zu dick und hässlich. In der Schule ist sie ein Außenseiter und hat so gut wie kaum Freunde. Der einzige, der wirklich zu ihr hält, ist ihr Bruder Riccardo (Richi), den sie täglich mit dem Rollstuhl durch die Gegend schiebt, damit sie nicht noch mehr zunimmt. So möchte es zumindest ihre Mutter, doch diese weiß nicht, was die beiden wirklich bei ihren Ausflügen anstellen. Die beiden erkunden nämlich währenddessen die Umgebung der Fabrikhallen und ihres Hauses, entdecken dabei neue Freunde und die Wahrheit über ihre Familie.
Meine Meinung:
Nach ihrem Erfolgsroman "Bella Ciao", den ich leider nicht kenne. Die Autorin schafft, dass der Leser einen Einblick in das Leben einer Sechzehnjährigen bekommt, die einen mitfühlen, mitlachen, mitleiden lässt und gut das Vorbild für viele Mädchen sein könnte. Paola, aufgewachsen in einer gut situierten italienischen Familie, der Vater Chef der Baufirma Costa Costruzioni, die schon länger in Familienbesitz ist. Er selbst hingegen hat vor lauter Arbeit wenig Zeit für seine Familie übrig. Ihre Mutter hingegen ist zwar fürsorglich, was Paolas Gewicht und Körper betrifft, doch ansonsten fehlt es ihr absolut an Liebe und Verständnis. Gegenüber Richi hingegen zeigt sie dies wesentlich mehr, was sicher an seiner körperlichen Einschränkung liegt. Der 12-jährige Richi von Geburt an körperlich beeinträchtigt, ist sehr intelligent und ein großer Schachspieler. Er sitzt zwar im Rollstuhl und kann sich nur schwer artikulieren, doch seine Familie versteht sehr gut, was er möchte. Ihre gemeinsamen Ausflüge sind für Paola und Richi das Highlight des Tages, besonders nachdem sie Antonio und seinen Bruder Filippo kennenlernen. Die beiden Wohnen jedoch ausgerechnet in der Margeritensiedlung auch PEEP genannt. Eine Siedlung für günstige und gemeinnützige Wohnungen, die von der Baufirma ihres Großvater gebaut wurde. Eigentlich hat ihre Mutter verboten, dass sie dort hingehen dürfen. Darum tun sie es nun heimlich, da Filippo genauso ein leidenschaftlicher Schachspieler ist wie Richi. Außerdem lernen sich so Paola und der zwei Jahre ältere Antonio besser kennen, die auf dieselbe Schule gehen. Paola ist zudem eine gute Zuhörerin, ihre feinen Antennen spüren, dass es in letzter Zeit etwas in der Ehe ihrer Eltern nicht mehr so gut läuft, weshalb sie dem Ganzen auf den Grund gehen möchte. Immer mehr bekommt sie mit, das etwas mit der Baufirma der Familie, bei der zuvor ihre Mutter im Vorstand war und nun der Vater leitet, nicht gut läuft. Die Ganze spitzt sich mehr und mehr zu, bis Paola und Richi einem großen Familiengeheimnis auf die Schliche kommt. Dieser Roman über das Leben eines pubertierenden Teenagers hat mich nicht immer überzeugen können. Zwar konnte ich mich in viele Themen wie Schönheitsideale, Idole, Gewichtsprobleme, Andersartigkeit und Behinderung hineinversetzen, doch manches war mir zu verwirrend dargestellt. Besonders die Parallelen, die Paola oft in Büchern sucht, fand ich mitunter zu viel. Dabei störten mich hauptsächlich die Bezüge zu den Harry Potter Büchern. Da ich diese selbst nicht kenne, fehlte mir der Bezug dazu. Paola ist sehr gut ausgesucht und durchdacht, besonders in ihre Sorgen konnte ich mich gut hineinversetzen. Die anderen Charaktere dagegen fand ich etwas zu flach, ich hätte gerne noch etwas mehr von ihnen erfahren. Ebenso empfand ich das Ende ein wenig überraschend und zu abrupt dargestellt. Auch da hätte ich mir ein wenig mehr Tiefe in diese Thematik gewünscht. Ein Roman, der zwar recht gut durchdacht, der meiner Ansicht nach jedoch nicht in allem gut umgesetzt wurde. Darum gibt es von mir leider nur 3 1/2 von 5 Sterne dafür.