Akuma – ein ganz besonderer Dämon
Schriftsteller Helmut Winter braucht zur Inspiration dauernd neue Umgebungen. So kommt es, dass die Familie dauernd umzieht und die kleine Kjara nie richtige Freunde findet. Sie ist immer die Neue. Und wenn sich dann jemand näher für sie interessiert, zieht sie schon wieder weg. Nicht verwunderlich, dass sie sich in dem neuen Haus, in dem es spuken soll, mit Akuma, einem Dämon anfreundet, der in ihrem Zimmer im Kleiderschrank wohnt. Als die Mitglieder einer Rockergang ins Haus eindringen und Helmut und Helene Winter Schlimmes antun wollen, bringt Kjara ihren „Freund“ dazu, ihren Körper zu benutzen um ihre Eltern zu retten. Damit beginnt für Kjara ihr eigenes Martyrium…
Mich hat der Klappentext so neugierig gemacht, dass ich das Buch gleich lesen musste. Und obwohl Horror und Fantasy eigentlich nicht so mein Lesestil ist, bin ich von diesem Buch immer noch ganz begeistert.
Nicole Siemer hat mich sofort mitgenommen in eine Welt des Mystik, der Gewalt und der Gefühle. Horror und Gewalt aber so dosiert, dass ich beim Lesen mein Kopfkino nur wenige Male ausgeknipst habe. Diese Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft zwischen Kjara und Akuma liest sich sehr flüssig und leicht, die Seiten gleiten mir nur so durch die Hände und ich habe nicht eher aufgegeben, bis ich beim Nachwort angekommen war. Ab der ersten Seite gibt es immer wieder kleine Andeutungen, die die Spannung immer weiter in die Höhe treiben, sie dort halten und erst nach dem gewaltigen Showdown geht es wieder ruhiger zu.
Mit ganz viel Liebe zum Detail sind die verschiedenen Figuren gezeichnet. Sehr gut vorstellbar, mit zum Teil erschreckenden Charaktereigenschaften, haben sie alle doch auch ihre Vorzüge und guten Seiten, auch wenn sie sie nicht so gerne zeigen. Der Dämon Akuma, der aus der Hölle zu kommen scheint, ist normalerweise sehr still, bevorzugt aber Gewalt, Verrat und Folter und ist für die kleine 13-jährige und auch die erwachsene Kjara trotzdem ein richtig guter Freund, den nur sie sieht und mit dem nur sie kommunizieren kann. Bis sie sich keinen anderen Rat sieht und Pastor Hege einweiht.
Der Wechsel zwischen Vergangenheit und dem Heute lässt mich noch tiefer in die Geschehnisse und die Gedankenwelt der Protagonisten eintauchen und ich verstehe noch besser, warum was geschieht.
Die Autorin schafft es mit ihrer mitreißenden und packenden Schreib- und Erzählweise, dass ich sehr schnell gefesselt bin von einem Genre, an das ich mich normalerweise nie gewagt hätte. Ich bereue es absolut nicht, dass ich bei diesem Buch mal eine Ausnahme gemacht habe. Ich hätte sonst richtig was verpasst. Es gibt einige Szenen, bei denen sehr viel Blut fließt, die Folter sehr genau beschrieben wird und mir das Grauen so richtig entgegen schießt. Da, das gebe ich zu, habe ich nicht jedes Wort inhaliert. Aber bis auf diese wenigen Ausnahmen habe ich es genossen mit Kjara ihren Weg zu gehen. Immer wieder gibt es Wendungen auf die ich nicht gefasst war oder Ereignisse, die ich nicht erwartet habe. Besonders schön finde ich die Stellen, wo Gefühle gezeigt werden, wo ich mich richtig hinein fallen lassen konnte.
Sehr sensible und zartbesaitete Gemüter sollten hier eher nicht zugreifen. Für mich aber ein fantastisches Buch mit Horror, Gewalt, Thrill, einer kleinen Portion Humor und ganz viel Emotionen und Gefühl einer Autorin, die es mit ihrer Dämonen-Geschichte auf meine Favoriten-Liste geschafft hat. Dafür gibt es die volle Punktzahl von 5 Sternen.