Ein spannendes Abenteuer mit einem Schuss Mystery und Historie
Zum Inhalt:
Der 14jährige Daniel ist – sehr zu seinem Leidwesen - mit seinen Eltern von Deutschland nach Barcelona gezogen. Beim Stromern durch die Gassen der fremden Stadt lernt er den alten Bettler Juan kennen. Als dieser eines Tages plötzlich verstirbt, lernt Daniel Juans Familie kennen und erfährt, dass Juan ein gefährliches Geheimnis gehütet hat…
Meine Meinung:
Auf rund 300 Seiten entspinnt Autor Gerd Ruebenstrunk (u. A. „Arthur und die Vergessenen Bücher“) eine spannende Abenteuerstory, die zunächst erstmal ganz harmlos und vergleichsweise unaufgeregt beginnt. Zusammen mit Daniel lernt der Leser Barcelona im Allgemeinen und die Kalé, das Volk der Roma, im Speziellen kennen. Als nach Juans Tod der zwielichtige Morales bei Daniel zu Hause auftaucht (S. 38) und sich als Polizist ausgibt, nimmt das Abenteuer unaufhaltsam seinen Lauf. Zusammen mit seinen beiden neuen Freunden Lola, dem taffen und unerschrockenen Kalé-Mädchen, und Jakob, dem verkannten Streber und kleinen Universalgenie, sowie Antonio, dem Enkel des alten Juan, begibt sich Daniel auf eine gefährliche Spurensuche quer durch Barcelona auf der Jagd nach einem alten, angeblich sehr mächtigen Artefakt, dem Blutring des Tamerlan.
Diese Suche führt die vier jungen Abenteurer an viele ungewöhnliche, geschichtsträchtige und durchaus leicht gruselige Orte in und um Barcelona, die teilweise weitab der bekannten Touristenpfade liegen. Es geht zu einem alten Wasserturm, in ein Kloster, einen düsteren Keller mit Filmarchiv, verfallene Häuser und in ein finsteres Höhlensystem. Darüber hinaus begegnen ihnen diverse skurrile Gestalten, wie z.B. der stoffelige Antiquar Arnulfo Robles, der smarte aber undurchschaubare Josep Fons Serra oder auch die unheimliche Historikerin Pilar Fernández, die ihnen von alten Legenden erzählen. Hierin geht es um den Ring des Tamerlan, den Vampir des Raval (hier hätte ich gerne mehr gelesen) oder auch den Geheimbund der Xinos. Auch historische Persönlichkeiten Barcelonas, wie Gaudi und Güell, nehmen hierbei ihren Platz ein.
Es ist eine abenteuerliche, temporeiche und überaus spannende Story, die sich Gerd Ruebenstrunk erdacht hat. Dabei hat er m. E. teilweise einige Anleihen bei J.R.R. Tolkiens „Herr der Ringe“ genommen, was mich persönlich aber nicht gestört hat. Ich habe es eher als kleine Hommage an das große Werk der Fantasy gesehen. „Blutring“ ist allerdings kein Fantasy-Buch, hat aber eindeutige Mystery-Elemente, was man für einen Genuss dieses Buches mögen sollte.
Besonders gut gefallen hat mit die atmosphärisch sehr dichte Beschreibung Barcelonas. In seinem Nachwort lädt der Autor darüber hinaus zu einem virtuellen Rundgang durch das Kloster Poblat und die Höhlen von L`Esplugat de Francoli ein und empfiehlt, die Schauplätze des Buches per Google Street View zu betrachten. Dieser Empfehlung kann ich mich nur anschließen.
FAZIT:
Eine abenteuerliche, temporeiche und überaus spannende Jagd quer durch Barcelona mit einem Schuss Mystery und historischen Elementen.