Tolle Idee, aber blasse Charaktere
Der Kronprinz Alexander hat es nicht leicht: Im Schatten seines Vaters wartet er auf die Gelegenheit, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und sich zu behaupten. Doch am Hof lauern Intrigen, Spione und viele Gefahren, die es ihm schwer machen, sich zu beweisen. Bis Kat ankommt und ihm unterstützend zu Seite steht. Doch auch Kat hat ihre Geheimnisse: Unter dem Vorwand, mit ihrem Freund und Ziehbruder Jacob gekommen zu sein, um diesen bei einem gefährlichen Turnier anzufeuern, hat sie ihre eigenen Pläne geschmiedet. Und auch Cyn, Alex Stiefschwester, schmiedet heimlich Pläne und versucht ebenfalls, an die Macht zu kommen.. Wem kann Alex noch trauen?
Ich muss gestehen, dass ich bei diesem Buch total hin und hergerissen bin. Einerseits gibt es total viele Dinge, die mir richtig gut gefallen, andererseits hat mich auch einiges gestört.
Zuerst einmal zum Positiven. Die Geschichte ist richtig toll, sehr vielfältig und es passiert einiges. Die Kapitel folgen immer verschiedenen Personen (Alex, Kat, Zo, Cyn und Jacob), sodass man einen richtigen Rundum-Blick bekommt und vieles erfährt. Es gibt hin und wieder auch mal Zeitsprünge, sodass sich nicht zu lange an einer Sache aufgehalten wird, was mir ebenfalls richtig gut gefallen hat. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Geschichte in der Antike spielt und einen Hauch von Magie hat. Dadurch, dass es so viele Hauptcharaktere gibt und man aus so vielen Sichten Dinge erfährt, wird die ganze Handlung richtig groß und irgendwie episch. Das konnte mich total begeistern und war toll zu lesen.
Auch die Handlung an sich hat mir gut gefallen. Man merkt beim Lesen richtig, wie gut sich die Autorin mit der Geschichte und Alexander dem Großen auskennt, sodass sie vieles von ihrem Wissen mit in ihr Buch packen konnte. Der Schreibstil war anfangs für mich etwas holprig und ungewohnt (besonders da in der Gegenwartsform geschrieben wurde), man gewöhnt sich aber schnell daran.
Durch die vielen Charaktere und die viele Handlung kommt aber auch das Negative mit sich: Die Charaktere selbst. Viele davon sind leider viel zu blass beschrieben, austauschbar und nicht gut ausgearbeitet. Es gibt richtig gute Ansätze, die aber einfach nicht weiter verfolgt wurden, weil der Fokus auf anderen Stellen lag. Dadurch konnte man sich leider weder in die Charaktere hineinversetzen noch mit ihnen mitfühlen. Hinzu kam, dass viele ihrer Entscheidungen nicht nachvollziehbar waren, sie keine richtig ausgeprägten Charaktereigenschaften hatten und dadurch einige von ihnen (für mich besonders Zo) sogar überflüssig waren. Sie blieben für mich fast alle ziemlich blasse Hüllen und hier ging meiner Meinung nach leider einiges an Potential verloren.
Hinzu kam, dass es eine Vielzahl an Nebenfiguren gab, die alle nur kurz auftauchten und oft sehr komplizierte Namen und Verbindungen untereinander hatten. Hier hätte ich mir wirklich ein Personenregister oder einen Stammbaum gewünscht!
Insgesamt bin ich daher wirklich zwiegespalten, denn die Handlung, die ganze Welt, die Idee, das konnte mich alles wirklich begeistern. Dafür waren die einzelnen Charaktere aber umso enttäuschender und konnten mich leider gar nicht überzeugen. Insgesamt gebe ich daher 3 Sterne für dieses Buch und möchte den nächsten Band auch noch lesen, denn ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Autorin bei ihren Charakteren dazulernt - und dann könnte das Buch richtig richtig gut werden.