Ihr tiefer, fester Glaube machte sie stark
"Erbarme dich meiner, o Gott, erbarme dich meiner! Denn bei dir sucht meine Seele Zuflucht und im Schatten deiner Flügel will ich mich bergen, bis das Verderben vorübergezogen." (Psalm 57,2)
Wir schreiben das Jahr 1933 in Breslau, als Anita Dittman 6 Jahre alt war und ihre Kindheit durch die Kriegsgeschehnisse abrupt zu Ende schienen. Juden sind im Hitlerregime nicht länger geduldet und werden immer mehr diskriminiert, verfolgt, geschlagen und verhaftet. Ihre Mutter, Schwester Hella und Anita gehören zu den Opfern und versuchen Visas für eine Ausreise nach England zu bekommen. Doch leider bekommt sie nur ihre Schwester Hella die Ausreise genehmigt, ehe der Vorhang über Deutschland verschlossen ist. Ihr nichtjüdischer Vater verlässt die Familie und Anita erlebt die ersten Anfeindungen in der Schule. Doch ihre Mutter und sie finden Halt in der christl. Gemeinde von Pfarrer Hornig, der für Anita eine Art Vaterrolle einnimmt. Hier lernen sie ihr ganzes Vertrauen und die Hoffnung in den Glauben an Jesus Christus zu setzen. So erleben Mutter und Tochter in der Kriegszeit Wunder über Wunder, ehe sie auseinandergerissen werden. Ihre Mutter kommt ins KZ nach Theresienstadt, während sich Anita alleine in einem Arbeitslager durchschlagen muss. Lediglich ihr Glaube ist ihr geblieben, der ihr nun Hoffnung schenkt. Wird sie ihre Mutter je wiedersehen?
Meine Meinung:
Das Cover mit einem Blick auf die Pforten von Auschwitz hat mich sofort neugierig auf dieses Buch gemacht. Da ich schon viele Lebensberichte von Holocaustüberlebenden gelesen habe, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen. Am Anfang erfahren wie über die Erlebnisse der Familie zu Kriegsbeginn, ihre Drangsalierung durch die Nazis, die Ausreise von Schwester Hella, das Verlassen des Vaters und den Beginn von Anitas tiefem Glauben an Jesus Christus. Der Krieg überschattet von Mal zu Mal das Leben von Anita und ihrer Mutter. Eine große Hilfe bekommen sie vor allem von Pfarrer Ernst Hornig aus der St. Barbara Gemeinde. Er wurde auch später bekannt, dass er im Krieg unter eigener Gefahr, vielen jüdischen Christen und Juden geholfen hatte. Vor allem dieser tiefe Glaube den Anita und ihre Mutter damals fanden, hat die beiden weiter durch Hunger, Not und vielen Entbehrungen am Leben gehalten. Doch irgendwann kam auch für die beiden der Moment, dass sie getrennt wurden. Die Mutter kam ins KZ nach Theresienstadt, als Anita nicht einmal 17 Jahre alt war. Sie hingegen wurde nur wenige Monate später in ein Arbeitslager gesteckt, wo sie nur dank ihres tiefen Glaubens am Leben blieb. Ich habe schon viel Lebensberichte gehört und auch gelesen, aber Anitas tiefer und fester christlicher Glaube hat mich tief bewegt. Man hatte manchmal den Eindruck, eine reife Frau hätte dies alles erlebt, aber kein junges Mädchen. Doch es hat mich auch wieder einmal erschüttert zu sehen, was selbst jüdische Christen zu der damaligen Zeit mitmachen mussten. Nicht nur das sie von ihren eigenen Verwandten drangsaliert wurden, auch die Deutschen haben sie am Ende nicht anders als die andere jüdische Bevölkerung behandelt. Trotzdem hat es mich emotional tief bewegt zu lesen, wie der Glaube von Anita und ihrer Mutter, sie durch diese Zeit immer wieder getragen hat. Ich konnte dies auch gut nachvollziehen, den gerade Zeiten der Not lassen einen am Glauben festhalten und wachsen. Dieses Buch ist ein gigantisches Zeugnis für eine Kämpferin und ihren festen Glauben. Heute ist Anita 92 Jahre alt, lebt in den USA und erzählt noch immer von ihren damaligen Erlebnissen. Von mir bekommt es eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.