Roman Grafe: Die Grenze durch Deutschland
Die Grenze durch Deutschland
Buch
- Eine Chronik von 1945 bis 1990
- Pantheon, 09/2008
- Einband: Kartoniert / Broschiert
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783570550823
- Bestellnummer: 2159031
- Umfang: 544 Seiten
- Sonstiges: 300 s/w-Abbildungen
- Auflage: Nachdruck
- Copyright-Jahr: 2008
- Gewicht: 779 g
- Maße: 230 x 151 mm
- Stärke: 41 mm
- Erscheinungstermin: 29.9.2008
Beschreibung
Von 1945 bis 1990 zog sich die Grenze durch Deutschland, teilte das Land in Ost und West, in BRD und DDR. Roman Grafe beschreibt in seiner Chronik, wie aus der anfänglichen Demarkationslinie eine Todeszone wurde und wie sich die Menschen mit dieser Grenze entweder arrangierten oder gegen sie ankämpften. Sein eindrucksvolles Buch bietet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Leben und Sterben an jener Grenze, die Deutschland vierzig Jahre lang teilte.Klappentext
Von 1945 bis 1990 zog sich die Grenze durch Deutschland, teilte das Land in Ost und West, in BRD und DDR. Roman Grafe beschreibt in seiner Chronik, wie aus der anfänglichen Demarkationslinie eine Todeszone wurde und wie sich die Menschen mit dieser Grenze entweder arrangierten oder gegen sie ankämpften. Sein eindrucksvolles Buch bietet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Leben und Sterben an jener Grenze, die Deutschland vierzig Jahre lang teilte.Das Dorf Probstzella in Thüringen war von 1949 bis 1990 »Grenzübergangsstelle« der Deutschen Demokratischen Republik. Roman Grafe hat den Ort zum Mittelpunkt seiner Darstellung über die innerdeutsche Grenze gemacht. Bewohner des Grenzgebietes berichten von den Jahren nach 1945, als man die Not durch zahlreiche Tauschgeschäfte über die Demarkationslinie zu lindern suchte. Sie erzählen vom Frühjahr 1952, als die ersten Sperranlagen an der DDR-Grenze errichtet und mehr als achttausend Menschen als »feindliche Elemente« aus dem Grenzgebiet ausgesiedelt wurden.
In seinem Buch zeigt Grafe die politischen Hintergründe des Grenzregimes ebenso wie die verlogene Propaganda der SED. Vor allem aber schildert er, wie Menschen die Westgrenze der DDR zu überwinden versuchten. Und schließlich erfährt der Leser, wie es nach dem Mauerfall mit den Protagonisten weiterging, was aus Tätern und Opfern nach 1989 geworden ist. Man liest, wie Flüchtlinge, Ausgesiedelte, Dortgebliebene, Grenzsoldaten und Offiziere mit dem Untergang der DDR umgehen, wie sie ihr Tun und Lassen rückblickend erklären oder verklären. So nüchtern und emotionslos wie möglich schildert Grafe die Chronologie der Ereignisse und fesselt gerade mit dieser Erzählweise den Leser bis zur letzten Seite.
Auszüge aus dem Buch
Potsdam, Juli 1945"Der Krieg war zu Ende, am 8. Mai 1945. Wir wollten sofort nach Deutschland, aber wohin wir auch kamen, es hieß immer: Hier ist gesperrt!" Dann ging es plötzlich nach Dresden, also in die sowjetisch besetzte Zone. Es waren insgesamt achtzehn Lazarettzüge, in jedem waren etwa zweitausend Verwundete. Der sowjetische Stadtkommandant von Dresden ließ uns nicht rein, so daß die achtzehn Züge zwischen Pirna und der tschechischen Grenze standen. Wir hatten für zwei Tage Verpflegung; die hat jeder innerhalb von fünf Minuten in sich reingeschlungen, weil wir ja bis dahin kaum etwas zu essen bekommen hatten. Wir lagen drei Wochen vor Dresden. Dann kam eine Kommission vom Roten Kreuz - Schweizer, Engländer, Amerikaner und auch Sowjets waren dabei. Ich lag abgemagert vor dem Waggon an einem der Räder, schaute in die Sonne. Die Kommission ging vorbei mit ein paar Worten des Mitleids. Nach zwanzig Metern dreht sich eine Russin aus der Kommission um und kommt auf mich zu, schaut mich an und sagt: Kamerad, du bist krank, was hast du alles?" Selbst in dieser Lage ist mir noch Blödsinn eingefallen: Typhus, Cholera ... Du gefällst mir, du kommst mit. Ich komm in drei Wochen wieder, dann bist du gesund!" Ich konnte mir denken, was sie von mir wollte.
Ich wurde in Dresden einwandfrei gepflegt. Als ich dort ankam, konnte ich meinen rechten Arm kaum bewegen: eine Splitterverletzung, alles steif. Als die dritte Woche begann, war ich wieder soweit aufgepäppelt, daß ich die Mücke machen" konnte, bevor sie kam ... Von einer Krankenschwester habe ich Zivilkleidung bekommen, von einer anderen Fahrgeld. Ich ging zum Dresdner Bahnhof - alles kaputt, nur die Straßen waren frei. Am Schalter verlange ich eine Fahrkarte in Richtung Hof. Hof liegt in der amerikanischen Zone, da kannst du nicht hin. Na, dann gib mir doch wenigstens eine Fahrkarte bis zur letzten Grenzstation." - Bis Gutenfürst kann ich dir geben."
In dem Zug waren alles Leute, die in den Westen wollten. Unterwegs lerne ich einen jungen Mann kennen, so drei Jahre jünger als ich: Wo willst du hin?" - Bayreuth." - Ich will nach Schwarzenbach, Hof genügt mir auch schon." - Gut, passen wir aufeinander auf." In Gutenfürst stürmen alle raus in Richtung Grenze, bestimmt zweitausend Menschen. Die Russen stehen dort und lassen alle laufen. Am nächsten Morgen sind wir unter der Autobahn Richtung Hof durchgehuscht. Oben kamen gerade fünf Lastwagen mit Zivilisten aus Bayern rüber. Das waren Flüchtlinge, die von den Amerikanern zurückgefahren wurden. Wir laufen ein paar hundert Meter weiter, da kommt ein Fahrzeug. Wir sofort ins Kartoffelfeld, aber sie hatten uns schon gesehen. Ich hatte in meinem Leben noch nie einen Neger gesehen. Nun lag ich am Boden, und er stand neben mir - ich dachte, er ist zehn Meter hoch. Er hatte seinen Karabiner im Anschlag: Kamerad, wo willst du hin? Die Grenze ist gesperrt." - Ich will nach Leipzig." - Du nix nach Leipzig! Du zurück nach Hof!""
1945Der Zweite Weltkrieg, der am 1. September 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen begonnen hat, endet am 8. Mai 1945 mit der Kapitulation Deutschlands. Die Sieger teilen das Land (in seinen Grenzen von 1937) in vier Zonen auf: Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen werden von britischen Truppen besetzt, Rheinland-Pfalz, Süd-Baden und Württemberg-Hohen-zollern von französischen Einheiten. Bremen, Hessen, Württemberg-Baden und Bayern kommen unter amerikanische, die Länder Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen, die teilweise von amerikanischen Soldaten besiegt und befreit wurden, unter sowjetische Besatzung. Berlin, die deutsche Hauptstadt, wird in vier Sekt
Biografie
Roman Grafe, geboren 1968 im Nordosten der DDR, reiste nach mehreren vergeblichen Anläufen im Januar 1989 nach Bayern aus. Nach einem Journalistikstudium in der Schweiz dokumentierte er seit 1995 für den Hörfunk und die "SDZ" Prozesse gegen DDR-Grenzschützen und ihre Befehlsgeber.Anmerkungen:
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Roman Grafe
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