Kennt ihr schon … »Tip Of The Sphere« von Cass McCombs? (Folge 15)

11. Februar 2019

Jede Woche erscheinen zahlreiche neue Alben. Doch bei der Fülle an Veröffentlichungen ist es gar nicht so einfach, die guten herauszupicken. Wir helfen euch dabei, mit unserer Blogserie »Kennt ihr schon …?« Heute mit dem Album »Tip Of The Sphere« von Cass McCombs.

Cass McCombs: Tip Of The Sphere »Help me, help me to remember to forget«. Kaum eine andere Zeile würde die Musik von Cass McCombs so gut beschreiben wie diese. Mit seinem mittlerweile neunten Studioalbum bringt der Sänger und Songwriter nun auch sanfte und melancholische Klänge in den kalten Winter zu uns. Klänge, die helfen, uns zu daran erinnern, die dunkle Jahreszeit endlich zu vergessen.

Ganz in der Tradition der Folksänger der 1960er-Jahre, zog der 1977 in Kalifornien geborene Liedermacher früh durch die gesamten USA. Er blieb immer gerade dort, wo es ihm gefiel, reiste jedoch schnell weiter und sammelte neue Geschichten. Das Nomadendasein führte zu einer schier unendlichen Sammlung an Charakteren, Orten und Geschichten, die er seit 1999 mit spärlicher Instrumentierung atmosphärisch auf Platten arrangiert.

Und so erscheint es zunächst widersprüchlich, dass Cass McCombs diese ruhigen Töne anschlägt. Sie erinnern mehr an ein niedergelassenes und ruhiges Leben, als an den umtriebigen Künstler, der nicht still stehen kann. Die Songs bestehen meist nur aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und ab und an Klavier und wirken dennoch niemals ermüdend oder monoton. In Kombination mit der beruhigenden Stimme des Sängers fühlt man sich geborgen. Die Unaufdringlichkeit seines Schaffens lässt zu, diese Musik vollständig in sich aufzunehmen, ohne darüber nachdenken zu müssen, was gerade passiert.

Cass McCombs: Mangy Love Insbesondere auf dem neuen Album »Tip Of The Sphere« breitet er vor dem Zuhörer eine Blaupause der amerikanischen Klassik aus. Der Song »The Great Pixley Train Robbery« strotzt neben der Countrymelodie nur so vor klassischem Bluesrock. Der Text, der von einem Raubüberfall auf einen Zug handelt, tut sein Übriges, um sofort in Wild-West-Stimmung zu kommen. »Sleeping Volcanos« erinnert neben seinem lethargischen Gesang, den man aus dem Folk kennt, stark an Melodien von Bruce Springsteen.

Mein Fazit: Cass McCombs schafft es, mystische Welten und Alltagserzählungen auf einer Platte unterzubringen. Niemals sticht er aufdringlich musikalisch hervor, sondern schiebt nur sanft die Hektik vorbei und macht Platz für ein paar schöne Stunden Musik. Musik, die man schon ewig zu kennen meint.

Das Album im Überblick:

Hier geht es zu den anderen Artikeln unserer Serie »Kennt ihr schon …?«:

Schlagwörter: , ,

Verfasst von Alexander Gluschkowskij

Alexander Gluschkowskij ist Jurist, DJ und auch mal Radiomoderator. Vor allem aber ist er leidenschaftlicher Vinylfan. Seit 2018 schreibt er als freier Redakteur für den jpc-Blog, zum Beispiel über Neuerscheinungen und Geheimtipps.


Alle Beiträge von Alexander Gluschkowskij