Kennt ihr schon … »Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten« von ClickClickDecker? (Folge 13)
»Immer mal etwas Neues« – so lautet die Devise unserer Serie »Kennt ihr schon …«, in der wir euch Künstler und ihre Alben vorstellen, die ihr euch mal genauer anhören solltet. Heute: »Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten« von ClickClickDecker.
Kevin Hamann. Wem dieser Name nichts sagt, der könnte eventuell auf seine diversen Bands zurückgreifen: Bratze, My First Trumpet oder eben ClickClickDecker. Immer noch nichts? Dann wird es aber Zeit.
»Verrat mir deinen Namen, und dann wie man das schreibt« hieß es noch auf den ersten Platten des Singer-Songwriters. Treffender kann man sein eigenes Projekt gar nicht beschreiben.
Angefangen hat es mit My First Trumpet. Damals, als Loops noch nicht scheinbar meisterhaft von Tash Sultana oder Jack Garratt auf die Livebühnen gezogen wurden, verknüpfte My First Trumpet akustische Gitarren mit Synthiesounds in ewigen Schleifen. Den Stil behielt sich Kevin Haman in seinen weiteren Projekten bei und perfektionierte sie mit jedem neuen Album von ClickClickDecker.
Zunächst noch subtil und ruhig, kam das erste Album »Ich habe keine Angst vor…« 2005 mit der damaligen Welle der Singer-Songwriter. Die lyrisch-melancholischen Texte wurden noch zaghaft und ab und an stürmisch vertont. Mit dem Album »Nichts für ungut« aus dem Jahr 2006 und »Den Umständen entsprechend« im Jahr 2009 traute sich der zurückhaltende Liedermacher jedoch mehr. Zahlreiche Stücke wurden mit elektronischen Beats oder Rhythmen gespickt und erzielten eine bis dato ungeahnte Tanzbarkeit einfacher akustischer Stücke.
Der Einfluss seiner anderen Band war unverkennbar. Zusammen mit dem Elektrokünstler Norman Kolodziej alias Der Tante Renate formten die beiden das Elektropunk-Duo Bratze. Dort ging es zwar musikalisch etwas ruppiger zu, jedoch übernahm Hamann zahlreiche elektronische Spielarten, die er insbesondere live anwandte. Stücke wurden ewig durch Loops in die Länge gezogen. Stimmen oder Gitarreneffekte durch den Laptop gejagt.
Doch nach der stürmischen Phase klang bereits das letzte Album von ClickClickDecker, »Ich glaube dir gar nichts und irgendwie doch alles«, aus dem Jahr 2014, extrem ruhig. Dazu kommen seine charakteristischen Texte in denen zahlreiche Metaphern und Bilder verpackt werden. Traurig und aufmunternd berichtet ClickClickDecker über verlorene Liebschaften, Freundschaften oder die Angst vor dem Älterwerden.
»Und das Alter zieht seine Schlitten mitten durch dein Gesicht. Du sagst manchmal passt es und manchmal eben nicht«.
ClickClickDecker bleibt auch auf seinem neuen Album »Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten« seiner Linie treu. Kryptisch-lyrische Texte gepaart mit einfachen und ruhigen Gitarrenstücken. Durch die mittlerweile auf drei Personen angewachsene Band hört man nun auch häufiger mehrstimmige Sprechchöre, die den Texten noch mehr Dramatik abgewinnen. Es bleibt eine sehr gelungene Verschmelzung der alten Hamburger Schule mit dem Nachklang des Elektropunks.
Das Album im Überblick:
- Albumtitel: »Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten«
- Interpret: ClickClickDecker
- Erscheinungsdatum: 16. November 2018
- Formate: CD, LP
- Für Fans von: Blumfeld, Trümmer, Tocotronic
Hier geht es zu den anderen Artikeln unserer Serie »Kennt ihr schon …?«:
- Folge 1: »Afterglow« von Ásgeir
- Folge 2: »Sei ein Faber im Wind« von Faber
- Folge 3: »A Deeper Understanding« von The War On Drugs
- Folge 4: »Reprise« von Maxim
- Folge 5: »Couleur« von FJØRT
- Folge 6: »Wrong Creatures« von Black Rebel Motorcycle Club
- Folge 7: »A Deeper Cut« von The Temperance Movement
- Folge 8: »Rare Birds« von Jonathan Wilson
- Folge 9: »Sex & Food« von Unknown Mortal Orchestra
- Folge 10: »Tell Me How You Really Feel« von Courtney Barnett
- Folge 11: »Lighting Matches« von Trom Grennan
- Folge 12: »Flow State« von Tash Sultana