Mein lieber Scholli...
...das haut rein! Aber eins nach dem anderen. Live in Leeds - da war doch was? Klar die Frage ist unter Rockfans rein rhetorischer Natur, weiß doch der geneigte Musikfan mit Stil und Geschmack um das legendäre Konzert der "The Who" im Februar 1970. Jenem sagenumwobenen Act, bei dem die Mannen um Pete Townshend aufspielten als ginge es um ihr Leben und dem Plattenliebhaber und Musikbesessene in aller Welt einen Platz einräumen im ewigen, heiligen Schrein der 70er Jahre Live-Outputs, gleich neben Deep Purples "Made in Japan" oder Rainbows "On Stage".
Fast auf den Tag genau 15 Monate später als The Who spielten die Rolling Stones in Leeds. Als Vorgruppe hatte man das Trio um den Sänger und Gitarristen Tony McPhee engagiert. Die Band hatte seit Ende der 60er einen musikalischen Stilwechsel vollzogen: hatte man noch auf den ersten beiden Longplayern klassischen Bluesrock geboten, erwiesen sich die beiden Nachfolger "Thank Christ for the Bomb" und "Split" als astreine Vertreter des Powerbluesrock. Auch in kommerzieller Hinsicht war der Stilwechsel sehr erfolgreich, da man beide Male die Top-Ten Albumcharts im UK knacken konnte.
Unter diesen formidablen Vorzeichen trat man nun an, um die Rolling Stones während ihrer UK-Tour 71 zu supporten. Nach einer kurzen Vorstellung von "Chip" Monk, dem Tour-Manager ("Ladies and Gentlemen, Groundhogs") legen die Jungs los. Und wie. Das Powertrio macht mächtig Dampf und haut dem Publikum ihren progressiven Blues um die Ohren, daß die Wände wackeln. Knackige Bassläufe, krachendes Schlagzeug, fräsende Riffs. Brachial, vibrierend, schweißtreibend.
Für mich persönlich sind die Groundhogs und speziell dieses Live-Album eine große Entdeckung. Auch wenn die Spielzeit bei nur knapp 37 Min. liegt und das Publikum leider nur höflich zurückhaltend artig Applaus spendet (sie waren ja lediglich nur die Vorgruppe) ist es ein großartiges Live-Dokument einer tollen Band. Jeder der Rockmusik mag und mit einer Gitarrenarbeit, die sich an Hendrix Spielweise orientiert, etwas anfangen kann, sei diese Perle der 70er wärmstens ans Herz gelegt.