Keith Jarrett: Hamburg '72
Mit dem Trio, das Keith Jarrett mit Charlie Haden und Paul Motian 1966 bildete, gelang dem Pianisten ein absoluter Geniestreich. Im Radio-Konzert aus dem NDR-Funkhaus 1972 waren die drei in einmaliger Form auf dem Höhepunkt ihres Zusammenspiels zu hören. Nun wurden die Originaltonbänder dieses Konzerts für »Hamburg ’72« neu abgemischt.
Das Zusammenspiel von Jarrett, Haden und Motian funktionierte auf unheimlich subtile Weise: Strahlender Pianoklang, auf hohem Niveau unvorhersagbare Percussion-Effekte, ein Bass, der von Ballade bis hin zu feurigster Free Music alles fundierte, dazu Jarrett auch an Sopransaxophon und Flöte. Ja, das war und ist einzigartig und zum Glück hervorragend dokumentiert.
»Hamburg ’72«: Legendäres Trio, geniales Konzert, Top-Neuauflage.
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
Seit dem legendären Konzert, das auf »Hamburg ’72« zu hören ist, sind 42 Jahre vergangen. Da das Etikett ›legendär‹ gerade im Jazz fast inflationär vielen Einspielungen und Konzerten verliehen wird, sollte man es sich für diese Aufnahme mit Jarrett, Haden und Motian mit doppeltem Goldrand imaginieren. Das Trio spielte 1972 schon seit sechs Jahren zusammen, seit 1971 auch häufig als Quartett, erweitert um den Saxophonisten Dewey Redman. Es war die Zeit vor der solistischen Popularität Jarretts, sodass das Ereignis in Hamburg damals weniger Aufsehen erregte, als man heute vielleicht denken würde.
Für uns ist das Konzert auf »Hamburg ’72« ein Glücksfall, weil es unter der Ägide des NDR unter idealen Bedingungen stattfand und die Originaltonbänder professionell archiviert wurden. Der hohe Wert dieses Workshop-Konzerts kristallisierte sich erst retrospektiv heraus. Dank an Manfred Eicher, der das Originalmaterial mit Jan Erik Kongshaug in Oslo neu abmischte.
Das Trio um Keith Jarrett befand sich im Sommer 1972 auf Europa-Tournee. Das Zusammenspiel der drei Musiker funktioniert nach den gemeinsamen Jahren ›blind‹. Die gesamte Palette des modernen Jazz mit Status 1970er Jahre wird abgebildet. Das swingt mal entspannt, ist dann wiederum irrwitzige Free Music und durchgehend spannend. Vor allem das Spiel von Motian klingt für den Hörer unvorhersehbar einfallsreich. Für seine Mitspieler war es kontinuierliche Motivation.
Charlie Haden hat vor einigen Jahren in einem Interview berichtet, dass Jarrett zu jeder Probe und jedem Soundcheck neue Stücke für das Trio mitgebracht habe, die für seine beiden Kollegen Wertschätzung und Anregung zugleich bedeuteten. Das Ergebnis und der kreative Höhepunkt ist durch »Hamburg ’72« nun glücklicherweise dokumentiert. Ein Glück auch deshalb, weil das Trio insgesamt nur drei Alben einspielte: »Life Between The Exit Signs« (1967), »The Mourning Of A Star« (1971) und das Live-Album »Somewhere Before« (1968).
Auf »Hamburg ’72« hört man eine frühe kreative Sternstunde dreier Männer, die jeder für sich den Jazz bis in die heutige Zeit prägen.
Rezensionen
»... ausgewogen gemastert, kann man hier Weltklasse-Jazz hören, dem das Lustvolle (noch) nicht abhanden gekommen ist.« (stereoplay, Februar 2015)
»Es ist immer wieder schön, diese alten Mitschnitte von Keith Jarrett zu hören, egal, ob sie solo, im vorliegenden Trio oder im Quartett aufgenommen wurden. Die Räumlichkeit dieser Einspielung ergibt eine Trigonometrie, die das Trio auch dann fühlbar macht, wenn nur ein oder zwei Musiker zu hören sind.« (Jazzthing, Februar / März 2015)
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Rainbow
- 2 Everything That Lives Laments
- 3 Piece For Ornette
- 4 Take Me Back
- 5 Life, Dance
- 6 Song For Che