Krawall meets Pop
Ihr metallischstes Album sollte es werden, kündigten die Jungs im Vorfeld an. Wer dabei auf eine Rückkehr zur Härte des Debuts gehofft hat, wird vom fertigen Album dann vielleicht ein wenig enttäuscht sein. Die Popelemente, die zur Zeit von Miss Machine in den Bandsound eingedrungen sind und auf Ire Works verfeinert wurden, sind hier keinesfalls verschwunden. Im Gegenteil, wo Brachialmathcore und Popexperiment auf den beiden Vorgängern meist getrennt in einzelnen Songs verarbeitet wurden, kommt es auf Option Paralysis meist zur Vermischung beider Tendenzen.
Der 5 minütige Opener "Farewell, Mona Lisa" gibt hier gekonnt die Richtung vor. Peitscht der Hardcore in den ersten paar Minuten nur so den Song durch die Boxen, wird dann urplötzlich der Gang runtergeschaltet und macht Platz für epische Melodien, die sich dann gegen Ende mit dem Geschrei und der Härte der ersten Hälfte zum großen Finale hochschrauben.
Auch im weiteren Verlauf kommt es immer wieder zu Momenten, wo sich Pop und Metal bzw. Mathcore die Hände reichen. Am auffallendsten sind hier sicherlich Gold Teeth on a Bum, Widower und Parasitic Twins. Weckt ersteres noch leichte Erinnerungen an die alten Faith No More (nur halt mit mehr Geschrei zwischendurch), driftet Widower geradezu in Lounge Atmosphäre ab, komplett mit jazzigem Pianospiel. Das Lied steigert sich und steigert sich, bis es zum großen Ausbruch kommt - nur um wieder in ruhige Jazzklänge zurückzufallen und sich dann doch noch einmal zum Schluss kurz aufzubäumen. Ganz große Klasse. Der Schlusstrack Parasitic Twins dagegen ist das einzige Lied, das wirklich komplett ohne Geschrei und Metalparts auskommt. Dieses Lied ist dann auch wirklich schwer zu beschreiben. Industrial/Electro-Klänge treffen hier auf einen Schlagzeugpart, der ein wenig nach When The Levee Breaks klingt, das ganze zu leicht melodramatischen, teils fast musicalhaften Melodien und allerhand anderen Klangdetails.
Das soll nicht heißen, dass die kurzen knackigen Dillinger Abrissstücke diesmal komplett fehlen. Good Neigbour, Crystal Morning und Endless Endings fallen genau in diese Sparte und fetzen alles weg, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Chinese Whispers ist zwar etwas langsamer und hat auch wieder mehr normalen Gesang, geht aber trotzdem gut nach vorne ab. Die härtesten Momente erwarten den Hörer allerdings in den beiden Stücken Room Full of Eyes und vor allem I Wouldn't If You Didn't. Letzteres setzt gerade in der ersten Hälfte ein Blastbeat Tempo an den Drums vor, dass einem schwindlig wird.
Wer also auf sehr harte Musik mit Hang zum melodischen Experiment steht, sollte hier unbedingt zugreifen. Wer allerdings eine Rückkehr zu den Wurzeln der Band erhofft, wird wahrscheinlich gnadenlos enttäuscht. Dank zahllosen Besetzungswechseln darf aber auch einfach nicht mehr dieselbe Band von damals erwarten. Und meiner Meinung nach ist das eigentlich auch gut so. Stillstand wäre das letzte, was ich von der Band hören will.