Markus Stockhausen: Karta
Karta
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- Label: ECM, 1999
- Erscheinungstermin: 28.8.2000
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„Kartā“ ist ein Wort aus dem Sanskrit, das so viel bedeutet wie „höhere Macht“. Für Markus Stockhausen steht es im vorliegenden Kontext für eine Musik, die mehr ist als die Summe ihrer Teile: „Das Ergebnis dieser Aufnahmen hat uns alle überrascht“, meint er. Die Beteiligten hatten noch nie zuvor als Quartett zusammengespielt, obwohl zwischen ihnen schon etliche Kapitel gemeinsamer Geschichte geschrieben wurden. Bei Arild Andersen und Terje Rypdal reicht diese Geschichte sogar über 30 Jahre zurück. Andere Beziehungen sind etwas neueren Datums...
1996 wurden der deutsche Trompeter Markus Stockhausen und der norwegische Bassist Arild Andersen unabhängig voneinander nach Athen eingeladen, um mit drei griechischen Komponisten zu arbeiten – Minas Alexiadis, Vassilis Tsabropoulos und Vangelis Katsoulis. Aus dieser Begegnung sind zwei feste Formationen entstanden: Andersens Trio mit Tsabropoulos und John Marshall, zu hören auf „Achirana“ (ECM 1728), und das Trio Andersen / Stockhausen / Héral, das auf seiner ersten CD durch Terje Rypdal erweitert wird.
Bei ihrem ersten Zusammentreffen in Athen spielten Stockhausen und Andersen in einem Ensemble mit sechs griechischen Musikern. Es folgten weitere Konzerte und Aufnahmen mit Vangelis Katsoulis (einem Komponisten, der viel für Theater und Film geschrieben hat), und da dieser Besuch auf großes Interesse stieß, kam es zu einer dritten Griechenland-Tournee. „Zu diesem Zeitpunkt“, vermerkt Stockhausen, „kannten Arild und ich uns schon recht gut, wir spürten, dass uns einiges verband – nicht zuletzt die Tatsache, dass wir beide zur großen ‚ECM-Familie‘ gehören –, und daher beschlossen wir, häufiger zusammenzuarbeiten.“ 1997 spielten sie erste Konzerte als Duo. Im März 1998 nahm Markus Stockhausen an Aufnahmen mit dem Sänger und Oud-Spieler Dhafar Youssef aus Tunesien teil und lernte dabei den französischen Schlagzeuger / Perkussionisten Patrice Héral kennen. Er wusste sofort, dass dies ein Musiker war, mit dem man gut in einer Trio-Besetzung würde arbeiten können. Arild Andersen: „Patrice machte bei einem Konzert mit, und es funktionierte auf Anhieb. Für mich ist Patrice in mancher Hinsicht das europäische Äquivalent von Nana (Vasconcelos). Sie haben vieles gemeinsam: Offenheit und Neugier, die Zweigleisigkeit als Perkussionist und Schlagzeuger, ein Gefühl für unorthodoxe Grooves und eine unkomplizierte Art, mit der man sofort klar kommt.“
Stockhausen / Andersen / Héral arbeiten seit April 1998 als festes Ensemble zusammen. (Während einer kurzen, experimentellen Phase gehörte auch der österreichische Gitarrist Martin Sievert dazu.) Auf Vorschlag des Produzenten Manfred Eicher wurde das Trio auf seiner ersten ECM-Aufnahme durch Terje Rypdal ergänzt. Die musikalischen Ergebnisse überzeugten alle Beteiligten so sehr, dass Rypdal künftig immer dann mit dem Trio auftreten wird, wenn es sein dicht gedrängter Terminplan erlaubt.
Obwohl Andersen and Rypdal Gründungsmitglieder von Jan Garbareks „Afric Pepperbird“-Quartett waren und der Bassist auf Terjes 1970 erschienenem ECM-Debüt spielte, kam es seitdem nur noch selten zu gemeinsamen Projekten. Rypdal spielte eine Zeit lang in Andersens Band Masqualero, nachdem Jon Balke die Gruppe verlassen hatte (von dieser Besetzung existieren jedoch keine offiziellen Aufnahmen), und in den 80er Jahren trafen sich Arild und Terje in einer von George Russells skandinavischen Besetzungen, doch sonst gingen die beiden Pioniere des norwegischen Jazz meist getrennte Wege. Dies erklärt die kreative Spannung, „positive Spannung“ in den Worten von Markus Stockhausen, die vor der Session im Osloer Rainbow Studio herrschte.
Stockhausen: „Wir kamen mit fertigem Material, das Arild und ich geschrieben hatten, verwendeten aber letztlich nur sehr wenig davon. Als es losging sagte ich: ‚Lasst uns erst ein bisschen spielen, bevor wir an den Stücken arbeiten‘, und so wurde zunächst anderthalb Stunden lang improvisiert. Aus diesen Aufnahmen haben wir dann verschiedene Teile herausgezogen, aus denen sieben der 11 Tracks des Albums wurden. Von den vorher geschriebenen Stücken blieben nur vier übrig, bei denen sich Terje problemlos einfügte, aber für mich ist das, was während dieser Session entstand, im Wesentlichen eine sehr spontane Quartett-Musik – eine Musik, die unsere unterschiedliche Herkunft einbezieht, aber gleichzeitig etwas Neues schafft, eine Synthese, die ich in dieser Form noch nie erlebt habe. Es wurde sehr intensiv zugehört, es gab eine Menge ‚instant composing‘, wie Gary Peacock es nennt. Einerseits gelang es Terje auf verblüffende Weise, meinen improvisierten Melodien eine Basis zu geben, andererseits legte er Harmonien zu Grunde, denen ich improvisatorisch folgen konnte.“
Arild Andersen: „Terje und ich fanden sofort zu einer gemeinsamen Linie. Es war, als hätten wir nie aufgehört zusammenzuarbeiten. Bei manchen Stücken gibt es so eine Art halben Walking Bass, und zusammen mit Terjes Harmonien auf der Gitarre setzt das in gewisser Weise die Sachen fort, die wir vor Jahren mit Jan (Garbarek) gemacht haben. Das gilt auch für ‚Legacy‘ mit seinen Referenzen an Miles Davis.“
Andersen zählt die Arbeit mit Stockhausen und Héral zu seinen derzeit wichtigsten Projekten. „Zwei Bands dieser Bandbreite zu haben, in denen ich genau die Musik spielen kann, die mich interessiert, das ist ein echter Glücksfall.“ Das „Achirana“-Trio mit Tsabropoulos und Marshall ermöglicht ihm, innerhalb der Tradition des Piano-Trios zu experimentieren, die wesentlich durch die Innovationen Bill Evans’ geprägt wurde. „In der Gruppe mit Markus kann ich freies Spiel, Rock-Sounds / Rhythmen und Jazz-Feeling erforschen – und Elektronik, ein weiterer Bereich, der mir sehr wichtig ist.“
Elektronik, ja. Eine der Besonderheiten von „Kartā“ ist, dass jeder der vier Musiker sein klangliches Spektrum mit elektronischen Mitteln erweitert. Eine der zentralen Komponenten in Andersens Equipment ist ein mittlerweile schon fast antik zu nennendes Gerät, ein 120-Sekunden-Sampler namens Paradis Loop Delay. „Ich kann damit beliebig viele Schichten übereinander legen und jede Schicht einzeln wieder aufrufen, wenn ich etwas ändern möchte.“ Andersen arbeitet meist mit einer Mischung aus akustischen Klängen, dem Paradis-Delay und einer TC Electronix Box, mit der verschiedene Halleffekte erzeugt werden können.
Rypdal hat natürlich seine ganz typischen Klangfarben, die zum Teil das Ergebnis eines Signalpfads sind, der von seiner Stratocaster über Marshall-, Boss- und Yamaha-Pedale und ein altes Roland-Echogerät zu seinen Marshall-Amps läuft. Stockhausen arbeitet mit Harmoniser, Echo, Reverb und Wah-Wah-Pedal, und selbst Héral verzichtet nicht ganz auf Elektronik – mit seinem kleinen Boomerang Phrase Sampler kann er Loops von bis zu vier Minuten Länge aufnehmen und Leads rückwärts spielen. Musikalisch eingesetzt, ist all dies mehr als nur „Effekt“. Die Elektronik verdichtet das Klanggewebe und erweitert den Ensemble-Sound um ein Vielfaches. „Ich habe freie Improvisation im Studio noch nie in dieser Weise erlebt“, meint Andersen. „Wir konnten ebenso rhythmisch wie ‚out‘ zusammenspielen und Bekanntes und Unbekanntes miteinander verbinden.“
Gerade Rypdal reagiert auf diese Hightech-Soundlandschaft mit immenser Kreativität. Es gibt nicht Wenige, die – durchaus berechtigt – behaupten, der Norweger spiele am Spektakulärsten auf den Aufnahmen anderer. Frei von der Verantwortung des Bandleaders und Repertoire-Lieferanten, kann er das tun, was Jazzer früher anerkennend als „just blowin’“ bezeichneten. Auf „Kartā“ spielt Terje so befreit auf wie kaum je zuvor, und damit ist diese CD jenem Teil seiner Diskographie zuzuordnen, zu dem auch seine innovativen Beiträge auf Tomasz Stankos „Litania“, Barre Phillips’ „Three Day Moon“, Edward Vesalas „Satu“ oder John Surmans „Nordic Quartet“ gehören.
Stockhausen und Andersen kommen aus völlig unterschiedlichen musikalischen Lagern, sind aber beide äußerst disziplinierte Spieler mit einem ganz eigenständigen Sound. Arild Andersen hat in fast 30 Jahren viele außergewöhnliche Alben unter seinem Namen für ECM aufgenommen, an denen Musiker wie Kenny Wheeler, Paul Motian, Bill Frisell, Ralph Towner, Nana Vasconcelos, John Taylor, Alphonse Mouzon oder dem Cikada String Quartet beteiligt waren. Außerdem hat er mit Stan Getz, Paul Bley, Sam Rivers, Don Cherry, Chick Corea, John Abercrombie, Gary Burton, Sheila Jordan, George Russell und vielen anderen zusammengespielt. Er gilt heute weltweit als einer der größten Bassisten unserer Zeit.
Markus Stockhausen hat für ECM mit Ralph Towner, Gary Peacock, Rainer Brüninghaus, seiner eigenen Gruppe Aparis und seinem Vater, dem Komponisten Karlheinz Stockhausen, aufgenommen. Markus stand erstmals im Alter von vier Jahren mit seinem Vater auf der Bühne und ist seit Jahrzehnten regelmäßig Mitglied in dessen Ensembles. Diese Erfahrung hat ihn zu einem unverwechselbaren Improvisator reifen lassen, dessen Herangehensweise an den „Jazz“ von den strengen Vorgaben zeitgenössischer Komposition geprägt ist. Als vielfach ausgezeichneter Instrumentalist und disziplinierter Performer bewegt er sich mühelos zwischen „freier“ und dicht notierter Musik. Auf „Kartā“ präsentiert er sich von seiner bis dato „jazzigsten“ Seite; dies gilt besonders für „Legacy“, einen Tribut an Miles Davis.
Patrice Héral stammt aus Montpellier und ist mit 35 das jüngste Mitglied des Trios. Er hat in Frankreich mit Barre Phillips, mit Dhafar Youssef (zu dessen Band auch Markus Stockhausen gehört), mit dem Vienna Art Orchestra und mit dem Saxophonisten Nicholas Simion in einem Projekt mit Tomasz Stanko und Ed Schuller gearbeitet. Héral hat sich auch in der Multimedia- und Musiktheater-Szene einen Namen gemacht und Musik für zahlreiche Bühnenproduktionen geschrieben.
1996 wurden der deutsche Trompeter Markus Stockhausen und der norwegische Bassist Arild Andersen unabhängig voneinander nach Athen eingeladen, um mit drei griechischen Komponisten zu arbeiten – Minas Alexiadis, Vassilis Tsabropoulos und Vangelis Katsoulis. Aus dieser Begegnung sind zwei feste Formationen entstanden: Andersens Trio mit Tsabropoulos und John Marshall, zu hören auf „Achirana“ (ECM 1728), und das Trio Andersen / Stockhausen / Héral, das auf seiner ersten CD durch Terje Rypdal erweitert wird.
Bei ihrem ersten Zusammentreffen in Athen spielten Stockhausen und Andersen in einem Ensemble mit sechs griechischen Musikern. Es folgten weitere Konzerte und Aufnahmen mit Vangelis Katsoulis (einem Komponisten, der viel für Theater und Film geschrieben hat), und da dieser Besuch auf großes Interesse stieß, kam es zu einer dritten Griechenland-Tournee. „Zu diesem Zeitpunkt“, vermerkt Stockhausen, „kannten Arild und ich uns schon recht gut, wir spürten, dass uns einiges verband – nicht zuletzt die Tatsache, dass wir beide zur großen ‚ECM-Familie‘ gehören –, und daher beschlossen wir, häufiger zusammenzuarbeiten.“ 1997 spielten sie erste Konzerte als Duo. Im März 1998 nahm Markus Stockhausen an Aufnahmen mit dem Sänger und Oud-Spieler Dhafar Youssef aus Tunesien teil und lernte dabei den französischen Schlagzeuger / Perkussionisten Patrice Héral kennen. Er wusste sofort, dass dies ein Musiker war, mit dem man gut in einer Trio-Besetzung würde arbeiten können. Arild Andersen: „Patrice machte bei einem Konzert mit, und es funktionierte auf Anhieb. Für mich ist Patrice in mancher Hinsicht das europäische Äquivalent von Nana (Vasconcelos). Sie haben vieles gemeinsam: Offenheit und Neugier, die Zweigleisigkeit als Perkussionist und Schlagzeuger, ein Gefühl für unorthodoxe Grooves und eine unkomplizierte Art, mit der man sofort klar kommt.“
Stockhausen / Andersen / Héral arbeiten seit April 1998 als festes Ensemble zusammen. (Während einer kurzen, experimentellen Phase gehörte auch der österreichische Gitarrist Martin Sievert dazu.) Auf Vorschlag des Produzenten Manfred Eicher wurde das Trio auf seiner ersten ECM-Aufnahme durch Terje Rypdal ergänzt. Die musikalischen Ergebnisse überzeugten alle Beteiligten so sehr, dass Rypdal künftig immer dann mit dem Trio auftreten wird, wenn es sein dicht gedrängter Terminplan erlaubt.
Obwohl Andersen and Rypdal Gründungsmitglieder von Jan Garbareks „Afric Pepperbird“-Quartett waren und der Bassist auf Terjes 1970 erschienenem ECM-Debüt spielte, kam es seitdem nur noch selten zu gemeinsamen Projekten. Rypdal spielte eine Zeit lang in Andersens Band Masqualero, nachdem Jon Balke die Gruppe verlassen hatte (von dieser Besetzung existieren jedoch keine offiziellen Aufnahmen), und in den 80er Jahren trafen sich Arild und Terje in einer von George Russells skandinavischen Besetzungen, doch sonst gingen die beiden Pioniere des norwegischen Jazz meist getrennte Wege. Dies erklärt die kreative Spannung, „positive Spannung“ in den Worten von Markus Stockhausen, die vor der Session im Osloer Rainbow Studio herrschte.
Stockhausen: „Wir kamen mit fertigem Material, das Arild und ich geschrieben hatten, verwendeten aber letztlich nur sehr wenig davon. Als es losging sagte ich: ‚Lasst uns erst ein bisschen spielen, bevor wir an den Stücken arbeiten‘, und so wurde zunächst anderthalb Stunden lang improvisiert. Aus diesen Aufnahmen haben wir dann verschiedene Teile herausgezogen, aus denen sieben der 11 Tracks des Albums wurden. Von den vorher geschriebenen Stücken blieben nur vier übrig, bei denen sich Terje problemlos einfügte, aber für mich ist das, was während dieser Session entstand, im Wesentlichen eine sehr spontane Quartett-Musik – eine Musik, die unsere unterschiedliche Herkunft einbezieht, aber gleichzeitig etwas Neues schafft, eine Synthese, die ich in dieser Form noch nie erlebt habe. Es wurde sehr intensiv zugehört, es gab eine Menge ‚instant composing‘, wie Gary Peacock es nennt. Einerseits gelang es Terje auf verblüffende Weise, meinen improvisierten Melodien eine Basis zu geben, andererseits legte er Harmonien zu Grunde, denen ich improvisatorisch folgen konnte.“
Arild Andersen: „Terje und ich fanden sofort zu einer gemeinsamen Linie. Es war, als hätten wir nie aufgehört zusammenzuarbeiten. Bei manchen Stücken gibt es so eine Art halben Walking Bass, und zusammen mit Terjes Harmonien auf der Gitarre setzt das in gewisser Weise die Sachen fort, die wir vor Jahren mit Jan (Garbarek) gemacht haben. Das gilt auch für ‚Legacy‘ mit seinen Referenzen an Miles Davis.“
Andersen zählt die Arbeit mit Stockhausen und Héral zu seinen derzeit wichtigsten Projekten. „Zwei Bands dieser Bandbreite zu haben, in denen ich genau die Musik spielen kann, die mich interessiert, das ist ein echter Glücksfall.“ Das „Achirana“-Trio mit Tsabropoulos und Marshall ermöglicht ihm, innerhalb der Tradition des Piano-Trios zu experimentieren, die wesentlich durch die Innovationen Bill Evans’ geprägt wurde. „In der Gruppe mit Markus kann ich freies Spiel, Rock-Sounds / Rhythmen und Jazz-Feeling erforschen – und Elektronik, ein weiterer Bereich, der mir sehr wichtig ist.“
Elektronik, ja. Eine der Besonderheiten von „Kartā“ ist, dass jeder der vier Musiker sein klangliches Spektrum mit elektronischen Mitteln erweitert. Eine der zentralen Komponenten in Andersens Equipment ist ein mittlerweile schon fast antik zu nennendes Gerät, ein 120-Sekunden-Sampler namens Paradis Loop Delay. „Ich kann damit beliebig viele Schichten übereinander legen und jede Schicht einzeln wieder aufrufen, wenn ich etwas ändern möchte.“ Andersen arbeitet meist mit einer Mischung aus akustischen Klängen, dem Paradis-Delay und einer TC Electronix Box, mit der verschiedene Halleffekte erzeugt werden können.
Rypdal hat natürlich seine ganz typischen Klangfarben, die zum Teil das Ergebnis eines Signalpfads sind, der von seiner Stratocaster über Marshall-, Boss- und Yamaha-Pedale und ein altes Roland-Echogerät zu seinen Marshall-Amps läuft. Stockhausen arbeitet mit Harmoniser, Echo, Reverb und Wah-Wah-Pedal, und selbst Héral verzichtet nicht ganz auf Elektronik – mit seinem kleinen Boomerang Phrase Sampler kann er Loops von bis zu vier Minuten Länge aufnehmen und Leads rückwärts spielen. Musikalisch eingesetzt, ist all dies mehr als nur „Effekt“. Die Elektronik verdichtet das Klanggewebe und erweitert den Ensemble-Sound um ein Vielfaches. „Ich habe freie Improvisation im Studio noch nie in dieser Weise erlebt“, meint Andersen. „Wir konnten ebenso rhythmisch wie ‚out‘ zusammenspielen und Bekanntes und Unbekanntes miteinander verbinden.“
Gerade Rypdal reagiert auf diese Hightech-Soundlandschaft mit immenser Kreativität. Es gibt nicht Wenige, die – durchaus berechtigt – behaupten, der Norweger spiele am Spektakulärsten auf den Aufnahmen anderer. Frei von der Verantwortung des Bandleaders und Repertoire-Lieferanten, kann er das tun, was Jazzer früher anerkennend als „just blowin’“ bezeichneten. Auf „Kartā“ spielt Terje so befreit auf wie kaum je zuvor, und damit ist diese CD jenem Teil seiner Diskographie zuzuordnen, zu dem auch seine innovativen Beiträge auf Tomasz Stankos „Litania“, Barre Phillips’ „Three Day Moon“, Edward Vesalas „Satu“ oder John Surmans „Nordic Quartet“ gehören.
Stockhausen und Andersen kommen aus völlig unterschiedlichen musikalischen Lagern, sind aber beide äußerst disziplinierte Spieler mit einem ganz eigenständigen Sound. Arild Andersen hat in fast 30 Jahren viele außergewöhnliche Alben unter seinem Namen für ECM aufgenommen, an denen Musiker wie Kenny Wheeler, Paul Motian, Bill Frisell, Ralph Towner, Nana Vasconcelos, John Taylor, Alphonse Mouzon oder dem Cikada String Quartet beteiligt waren. Außerdem hat er mit Stan Getz, Paul Bley, Sam Rivers, Don Cherry, Chick Corea, John Abercrombie, Gary Burton, Sheila Jordan, George Russell und vielen anderen zusammengespielt. Er gilt heute weltweit als einer der größten Bassisten unserer Zeit.
Markus Stockhausen hat für ECM mit Ralph Towner, Gary Peacock, Rainer Brüninghaus, seiner eigenen Gruppe Aparis und seinem Vater, dem Komponisten Karlheinz Stockhausen, aufgenommen. Markus stand erstmals im Alter von vier Jahren mit seinem Vater auf der Bühne und ist seit Jahrzehnten regelmäßig Mitglied in dessen Ensembles. Diese Erfahrung hat ihn zu einem unverwechselbaren Improvisator reifen lassen, dessen Herangehensweise an den „Jazz“ von den strengen Vorgaben zeitgenössischer Komposition geprägt ist. Als vielfach ausgezeichneter Instrumentalist und disziplinierter Performer bewegt er sich mühelos zwischen „freier“ und dicht notierter Musik. Auf „Kartā“ präsentiert er sich von seiner bis dato „jazzigsten“ Seite; dies gilt besonders für „Legacy“, einen Tribut an Miles Davis.
Patrice Héral stammt aus Montpellier und ist mit 35 das jüngste Mitglied des Trios. Er hat in Frankreich mit Barre Phillips, mit Dhafar Youssef (zu dessen Band auch Markus Stockhausen gehört), mit dem Vienna Art Orchestra und mit dem Saxophonisten Nicholas Simion in einem Projekt mit Tomasz Stanko und Ed Schuller gearbeitet. Héral hat sich auch in der Multimedia- und Musiktheater-Szene einen Namen gemacht und Musik für zahlreiche Bühnenproduktionen geschrieben.
Pressestimmen:
Rezensionen
B. Klostermann in Stereo 11/00: "Aus dichten Klangskulp- turen, in denen alle Beteiligten ihr Spektrum um Live- Elektronik erweitern, strahlt ein überraschend "jazziger" Stockhausen, der gelegentlich sogar Miles Davis Tribut zollt."- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Sezopen
- 2 Flower Of Now
- 3 Wood And Naphta
- 4 Sway
- 5 Auma
- 6 Legacy
- 7 Invocation
- 8 Wild Cat
- 9 Emanation
- 10 Choral
- 11 Lighthouse