Lars Danielsson, Marius Neset & Morten Lund: Sun Blowing
Skandinavischer Jazz ist so gefragt wie nie zuvor und brachte in der Vergangenheit viele großartige Genrevertreter hervor. Drei von ihnen sind der schwedische Bassist Lars Danielsson, der norwegische Saxofonist Marius Neset und der dänische Schlagzeuger Morten Lund. Zusammen bilden sie also, wenn man so will, eine skandinavische Jazzsupergroup.
»Sun Blowing« heißt das erste gemeinsame Album des Trios – das Resultat, wenn drei virtuose Jazzer spontan einen Tag lang gemeinsam im Studio jammen.
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
Der Initialfunke für die Aufnahme entstand bereits 2012, als Morten Lund auf einer Zugreise mit Marius Neset und Lars Danielsson ins Gespräch kam. Alle drei kehrten von der JazzBaltica nach Kopenhagen zurück. Danielsson und Lund kannten sich bereits durch ihre gemeinsame Arbeit mit Cæcilie Norby und Ulf Wakenius. Neset hatte bis dato noch mit keinem von ihnen zusammen gespielt.
„Das Trio mit Saxophon, Bass und Schlagzeug gibt Raum und Freiheit“, beschreibt Lund. „Und ich spürte sofort, dass wir alle drei dieselbe Leidenschaft für das Unvorhergesehene haben, sich dem Moment hinzugeben und zu sehen, was passiert.“ Als Lund ein kostenloser Tag in Kopenhagens MillFactory Studio angeboten wurde, zögerte er nicht lange und rief Danielsson und Neset an. Jeder sollte ein paar Stücke mitbringen. Dann: „Einfach spielen, ohne große Vorbereitung.“ Weitsichtig wie Lund war, lud er auch Produzent Siggi Loch zu der Aufnahmesession ein. Und los ging‘s…
Lars Danielsson erinnert sich lebhaft an den Beginn der Session: „Es lief alles total reibungslos. Das Beste an improvisierter Musik ist der Flow und den haben wir vom ersten Stück an gespürt.“ Dieses war Danielssons Blues-Komposition „Little Jump“. Der First Take fand seinen Weg aufs Album und eröffnet „Sun Blowing“.
Normalerweise zeichnen sich Marius Nesets Aufnahmen durch sorgfältige Planung aus. „Sun Blowing“ ist die Ausnahme in seinem bisherigen Schaffen: „Das war eindeutig anders als ich es gewohnt bin. Aber sehr spannend. Es ist eine andere Art Musik zu machen, viel offener und freier. Ein großer Teil des Spiels zeichnete sich durch das Suchen und Finden der anderen aus“, beschreibt Neset diese neue Erfahrung. „Ich dachte die ganze Zeit: Wie würde ich es spielen, wenn ich es geschrieben hätte?“ Und tatsächlich gelang es Neset, sich die bisher unbekannten Stücke ganz zu eigen zu machen. Spricht man ihn beispielsweise auf Danielssons „Blå“ (blue) an, antwortet er nur: „Ich fühlte mich wie Zuhause.“
Der ganze Schaffensprozess zeichnete sich durch seine Natürlichkeit aus: Ein akustisches Trio, das quasi live aufnahm. Keine späteren Nachbearbeitungen oder Verbesserungen, bis auf kleine Ausnahmen: Eine zweite Saxophon-Stimme in „Evening Song For B“ und von Danielsson kreierte programmierte Harmonien.
Danielsson, Neset und Lund bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Form und Free, von Kraft und Raffinesse. Ein Trio ohne Leader mit intuitivem Verständnis füreinander agiert im lebhaften Wechselspiel von freien Passagen und fester Verankerung im Groove. Jeder der drei gibt Impulse für den Fortgang der Musik und erhält ausreichend Raum für solistischen Individualismus. Beeindruckend sind das sichere Timing und das feine Gespür für Dynamik. Das längste Stück ist zugleich das emotionale Zentrum von „Sun Blowing“. Nesets Komposition „Salme“ (Psalm) verläuft durch freie, improvisierte Abschnitte, die Erinnerungen an den Sound Jan Garbareks hervorrufen, bevor es „funky“ wird und sich das Trio zum Ende hin dann in der Abstraktion verliert.
So wie die Künstler der italienischen Freskenmalerei den Mut hatten, in kürzester Zeit direkt auf nassen Putz zu malen, schufen die drei feinen Handwerker Danielsson, Neset und Lund ebenso etwas Besonderes innerhalb eines Tages. Oder wie sich Lund kurz nach den Aufnahmen euphorisch äußerte: „Es war wie… Wow! Haben wir das wirklich getan?!"
Rezensionen
»Wie Kalligraphen setzen die drei ihre Töne mit klarer Linienführung, und wie Traumtänzer lassen sie sich vom gemeinsamen Hochgefühl tragen. Der klare, transparente Mix unterstreicht die intensive Kommunikation.« (stereoplay, Juni 2016)»... demonstrieren Tenorsaxofonist Marius Neset und das Rhythmus-Team ihr spontan abrufbares kreatives Potenzial.« (Stereo, Juli 2016)
»Akustisches Trio mit explodierender Spielfreude.« (Spiegel Online, 24.04.2016)
»Eine überraschende und sehr besondere Einspielung, die tief unter die Haut geht.« (Jazzpodium, 01.05.2016)
»Ein bemerkenswertes kraftvolles Zeugnis des experimentellen Jazz und exzellentes Album, das hochbegabte Musiker der zeitgenössischen europäischen Jazzszene zusammenbringt.« (Der-kultur-blog.de, 01.05.2016)
- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Little Jump
- 2 Sun Blowing
- 3 Up North
- 4 Salme
- 5 Folksong
- 6 Evening Song For B
- 7 Blå
- 8 The Cost Of Living